Sein wollen in Graz

Studentin sein wollen in Graz. Es beruhte auf Widerstand der älteren Generation. Wenn ich mich zurück erinnere, war diese Zeit begleitet von Meinungen solcher, die keine Ahnung hatten. Wie immer. Als wir gegen die Missstände unserer Bildungsgruppe protestierten, weil Bildung in Österreich nur in hohlen Politikerreden hochgehalten wird, hieß es von der blond-grau melierten Frau, die in einem gewissen Verwandtschaftsverhältnis zu mir steht: „Die Studenten tun immer nur protestieren, sollen mal was lernen stattdessen, tun eh sonst nix.“

Grillfeste der WIST-Studentenheime wurden jedes Mal (!) auch nach Verständigung der Nachbarn und des Informierens der Polizei mit selbiger beendet. Bei meiner Cousine zu Besuch im Studentenviertel stand jedes Mal bei lautem Lachen oder bei normalem Sprechtumult von mehr als 2 Personen um 22 Uhr 5 die Vermieterin in Nachthemd und Lockenwicklern vor der Tür und bat um die Nachtruhe. Lärm jeglicher Art sind in der Stadt Graz verpönt. Nur Baustellen wurden noch nicht verboten.

Der Stadtpark, die Freizeitzone der Stadt wurde stark reglementiert. Dort wo Bewegen im Grünen und Erholen stattfinden sollen, sind nun jegliche Aktivitäten untersagt: Radfahren, Slack Lining, Alkoholkonsum. Ich warte nur noch auf die Schilder „Rasen betreten verboten“.

Nun werden Lokale geschlossen, Sperrstunden auf 2 Uhr angesetzt und uns zum Trost gesagt: „3 Discos in der Stadt müssen doch reichen“ – Für 45.00 Studierende und etliche weitere Nachtschwärmer ein schwacher Kommentar. Warum wohnen denn Leute in einer Stadt, wenn es ihnen zu laut ist? Freizeit und Kultur braucht Raum.

Auch im Wohnen werden Studierende/ junge Leute sanktioniert: Adleraugen überall in jedem Wohnblock. Wenn etwas nicht passt, sind die Studenten Schuld. „Seit die Studenten da sind, wird es immer schlimmer. Die kümmern sich ja um gar nichts, lassen ihren Müll stehen und sind die meiste Zeit eh nicht da“, darf ich mir anhören, wenn ich es wage, meinen Müll in die „falschen“ Mülltonnen zu werfen.“

Einst nannte man Graz Pensionopolis, das soll bereits an die 200 Jahre her sein, aber sie fordern ihre Stadt zurück, die verachtenswerter Weise Studentenstadt wurde, damit ihre Hündchen wieder in aller Ruhe in die Wiesen scheißen können und sie wieder um 21 Uhr nach den Nachrichten schlafen gehen können, um um 5 Uhr wieder aufzustehen und uns zu tyrannisieren.

Der größte Flohmarkt in Graz wurde einfach nicht mehr genehmigt.

Vielleicht verständlich, dass man sich da etwas eingeengt fühlt?