Berlin und seine „Künstler“

Bei einer Wohnungsbesichtigung quatschte sie uns einfach an. Sie müsse ja noch Fotos machen für ihren Liebsten, erzählte uns gleich ihre ganze Geschichte und wechselte dauernd von Deutsch zu Englisch. Sie hatte auch so einen dünnen Oma-Mantel an, wie er in Mitte gerade an jedem Klappergestell hing und eigentlich hätte ich es daran schon erkennen müssen. Sie sei ja Künstlerin und Künstler definieren ja den urbanen Raum erst, was ihn dann für andere so attraktiv macht, dass dann sogar Leute wie ich und ein Softwareentwickler hierher ziehen wollen. Nein, sie sollte doch lieber nach Pankow, da kann sie den Kiez hipp machen, hier in Kreuzkölln sei der Zug schon abgefahren, das sei doch „lame“, da noch wohnen zu wollen (sagt sie, nachdem sie dort die Wohnung besichtigte). Wir haben es während unserer Unterhaltung einfach nicht gecheckt, dass sie sich einfach nur wichtig machen wollte, haben hinterher gelacht, vielleicht ein bisschen geärgert, dass die Pute über uns geurteilt hat, weil ja „sogar Leute wie wir“ hierher ziehen wollen und der Kotzreiz wird bei mir bei solchen Menschen nun immer größer. Dieses Video tauchte leider erst nach unserer tollen Begegnung auf und es ist leider wirklich so gar nicht übertrieben. Wenn ich einmal in Mitte bin, öffnet sich eine komplett andere Welt für mich, so viele Bart-Männer mit Brille, so viele Frauen mit den furchtbarsten Klamotten der 90er und alle an einem Fleck! In Kreuzkölln sind sie noch verkraftbar verteilt, da kann man noch eher darüber lachen. Jedem das seine, nur dann bitte nicht so wichtig machen.

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Und wer sich denn nicht alles bereits Künstler schimpft, allein weil es hipp ist und „Performance“ hier und „Installation“ dort. Vielleicht verstehe ich es einfach nicht, aber für mich kommt das meist als Wichtigtuerei an, ein „ich mache doch jetzt Kunst“. Etwas, womit der normaldenkende Mensch vermutlich absichtlich nichts anfangen kann, so abgehoben und vielleicht auch wieder aus der Luft gegriffen, dass unsere Künstler sich amüsieren darüber, dass wir mit 1000 Fragezeichen vor ihren „Installationen“ stehen, werden vielleicht belächelt für unsere Ignoranz oder unsere Unfähigkeit, sich in das Kunstwerk hineinzufühlen. Mir ist es hier mit der Kunst sehr vergangen, muss man doch öfters rätseln, ob der Müllberg mitten am Platz einfach nur Müll ist, oder eine Kunstinstallation.

 

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